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Gitarrenbau auf Formentera 2003 - Tagebuch

Der vierte Tag

Mittwoch, 10.09.2003
Bin um halb neun wach, Zähneputzen, etc. Um neun rüber zur Fonda, frühstücken. Treffe die anderen vor der Werkstatt. Ekki kommt um kurz nach zehn und alle legen los. Ich fange an mich über den Korpus herzumachen und zeichne auf der Korpusrückseite die Bierbauch-Ausnehmung an und raspel diese weg. Ebenso gehe ich den Viertelradius zwischen Rücken und Zargen an. Kurz drauf gibt's Unterricht in Sachen Halskunde, Trussrods und mögliche Bauformen mit ihren Vor- und Nachteilen. Ich zeichne die Form des abgewinkelten Kopfes auf den Hals und säge auf der Bandsäge entlang der oberen Kopfplattenseite entsprechend der Kopfneigung ein Dreieck vom Hals. Dieses abgesägte Stück fixiere ich mit doppelseitigem Klebeband seitenverkehrt vorne auf den Hals und Ekki plant die Kopfplattenvorderseite auf dem Abrichthobel.
Pause! Jörg und ich fahren zum Strand. Schwimmen, dösen, lesen, relaxen. Um kurz vor sechs zurück, kurzer Zwischenstop am Supermarkt.
Zurück in der Werkstatt fräse ich mit der Oberfräse eine Ø15mm Tasche zwischen dem 1./2. Bund sowie eine Rechtecktasche zwischen dem 19./20. Bund mit Hilfe von Schablonen in den Hals. Danach wird der 6mm Trussrodkanal mittels einer konkavförmigen Vorrichtung und der Oberfräse in den Hals gefräst. Der Ø6mm Trussrod wird auf Länge gesägt und bekommt am Ende ein M6-Gewinde geschnitten, auf das ein Ø15mm-Messinbolzen geschraubt wird. Das kurz überstehende Trussrod-Ende verniete ich mit dem Messingbolzen. Am anderen Ende schraube ich ein U-Profil mit dazwischen liegender Sechskantschraube auf den Stab und biege diesen in seine gekrümmte Form.
 
Ich lege dann den montierten Trussrod in den gefrästen Kanal und verspanne ihn, damit er sich am konkav geformten Boden anlegt. Ein Weichholzstreifen wird - beidseitig mit Leim versehen - mit einem Hammer in die Nut getrieben, um sich an den Stab zu legen und ihn zu fixieren. Bis alle hiermit fertig sind, verbringe ich die Zeite mit dem weiteren Schleifen des Korpus.
Als alle Hälse fertig sind, suchen sich alle ein Griffbrett aus dem Holzlager aus. Meine Geige bekommt eines aus Ebenholz.
Ekki hobelt auf dem Dicktenhobel nun alle Griffbretter auf Stärke. Leider zeigt meines nun einen Riß, hm, weg damit! Auch die erneute Wahl zeigt nach dem Hobeln keine gleichmäßige Färbung, nochmals hm, es sollte eigentlich gleichmässig pechschwarz sein. Ich gehe also erneut ins Lager und finde endlich ein ansprechendes Stück. Ekki ist ein wenig angesäuert, weil auch Hartmut und Jörg schlechte Qualität hatten.
Er hobelt zu guter Letzt dann die Hälse, um den Überstand des eingeleimten Trussrodverschlusses bündig zu bekommen. Ich zeichne anschließend die Halsbreite (43mm am Sattel und 57mm am 22. Bund) auf den Hals. Da ich die immer die Pausen mit dem Schleifen des Zargen genutzt habe, ist dieser nun inzwischen glatt wie ein Kinderpopo!
Es ist fast zehn, wir machen Schluss! Ab, unter die Sprenkleranlage, Mahagoni runter vom Körper.
Ekki, Jörg und ich gehen was essen und tun uns danach in netter Atmosphäre was Flüssiges bei Felix rein, bevor wir um 2 Uhr nach Hause gehen.
Fonda, wie immer laut und voll, Gute Nacht!
Rrrämm-nemme-nemme . . . rääääähhhhmmm . . .