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Gitarrenbau auf Formentera 2003 - Tagebuch

Der siebzehnte Tag

Dienstag, 23.09.2003
Bla, bla, bla! Heute ist der Tag des Wasserlassens, oder genauer gesagt: der Wässerung der Bodies!
Zunächst aber ist das Sattelkerben dran: Ekki erklärt an meinem Hals, wie es gemacht werden soll. Anschließend gibt's für jeden ein Stück Knochen (nur Kiko bekam ausnahmsweise mal keinen). Ich halte den Sattel an's Griffbrettende und markiere auf ihm die Höhe und Breite. Sodann wird er auf dem Bandschleifer auf diese Maße grob vorgeschliffen. Riecht exquisit! Dann wird der Sattel mit Superglue auf den Hals ans Griffbrettende geklebt und ich gebe ihm ein wenig Zeit, zu trocknen. Dann feile ich ihn auf Breite, bis es sich am Hals-/Kopfübergang seitlich nahtlos und schön flutschig anfühlt. Ich bestimme danach die Saitenabstände, zeichne den Sattel an und kerbe ihn. Erst mit 'ner Dreikantfeile eine kleine Ritze zur Führung gesetzt und dann geht's mit einem Satz Sattelsägen bis auf die richtige(!) Tiefe. Dann feile ich den ganze Sattel auf seine endgültige Höhe.
Ich finde noch ein paar verbesserungswürdige Stellen am Body und schleife ein wenig dran rum, bis es drei Uhr ist. Wir alle gehen kurz in die Verdera, machen Mittag, essen Tapas und fahren dann gemeinsam mit unseren Bodies in Ekkis Bus zum Sunsplash.
Dort wird erstmal nochmals ca. 1 Stunde geschliffen. Mein Korpus ist gut vorbereitet, da geht nix mehr. Also setze ich mich bei Denise zu Ekki wo wir uns erstmal eine Caipi gönnen. Später machen wir ein paar Fotos der fertigen Bodies. Dann nehmen wir alle Aufstellung und schleudern auf Kommando unter lautem Gejohle die Bodies in das Mittelmeer. (Frage mich, ob es jemals passiert ist, daß 2 Bodies aneinander polterten. Das wär's noch. Muß ich Ekki mal fragen). Mit diesen Schwimmhilfen gehen wir dann erstmal eine Runde baden und haben eine Menge Spaß dabei. Dann gibt's nochmals eine Fotosession mit den Schönheiten.
 
Wir machen uns so langsam fertig für den Rückweg, da passiert's: Mein zuallerliebst geshaped und geschliffener Korpus steht zum Trocknen hochkant im Sand und fällt vornüber auf seinen Bauch, mitten auf ein paar Steine. Ganz, ganz blöde Scheiße! 4 dicke Macken im Korpus! Doch Ekki beruhigt mich: "Das kriegen wir rausgebügelt!" Hm, rausbügeln? Ekki erklärt's mir anschließend. Aha, mal sehen, ob das klappt!
In der Werkstatt angekommen mache ich einen Lappen naß und stelle das Bügeleisen auf Baumwolle. Los geht's: Den nassen Lappen auf die Macken und das Bügeleisen drauf. Es zischt, der hervorquellende Dampf dringt ins Holz, die Zellen und Fasern quellen auf und gehen wieder (fast vollständig) in ihre alte Form zurück. Hab' mal wieder was gelernt! Eine Macke will nicht ganz, ein wenig sieht man noch, deshalb schleife und wässere ich den Body, bis Ruhe im Busch ist. Noch mal Schwein gehabt!
Dann beginnen die Hochzeitsvorbereitungen: Ekki bereitet auf dem Spirituskocher Knochenleim an (ich dachte erst, es gibt ein Süppchen). Mit dem Heißluftfön werden Halsstöckel und Halstasche erwärmt, dann wird der Body's mit dem Hals verleimt. Nachdem der Leim nach ca. 45 Min. ein wenig angezogen hat, wird der Leimüberschuss mit heißem Wasser weggepinselt, bevor die Zwingen wieder drauf kommen. So lassen wir das Ganze bis morgen ruhen. Ab nun an sind Hals und Korpus vereint! Wir machen Schluss, die Brause ruft, ich gehe mit Hans und Jörg einen Happen essen. Danach runter zu Felix, der spielt gerade Gitarre und bietet mir an, mitzuspielen. Wir unterhalten den Laden eine gute Stunde lang. Irgendwann habe ich keine Lust mehr und verbringe den Rest des Abends plaudernd mit Hans, Jörg und Ekki. Später gehen wir noch hoch zur Fonda. Es ist mal wieder halb drei, als wir in die Matratzen fallen. Buenas Noches!