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Gitarrenbau auf Formentera 2003 - Tagebuch

Der zwölfte Tag

Donnerstag, 18.09.2003
Same procedure as every year, äh day! In der Werkstatt darf ich als erster nach einer kurzen Einweisung in die Wickelmaschine Pickups wickeln. In die Selfmade-PRS sollen 2 Humbucker rein und ich entschließe mich spontan für ein Zebra-Design.
Die Spulenkörper werden zunächst zentrisch auf die Adapterplatte des Wickelmotors geschraubt. Dann wird der Draht ein paar Windungen über den Spulenkörper gelegt, das Drahtende lugt hervor und wird mit Klebeband am Spulenkörperboden fixiert. Los geht's, gasgeben! Stufenlos wird per Druck auf den Fußschalter der Wickelmotor in Gang gesetzt und beschleunigt. Ein ruhiger Fuß für die Dosierung der Geschwindigkeit und ein geschicktes Händchen zum Führen des Drahtes ergeben nach 2-3 Minuten Karussellfahrt eine fertige Spule. Ich gönne den beiden Halsspulen je 4000 Windungen (der Hals-PU soll bluesen und singen) und den Stegspulen je 5850 Windungen (da darf's ein wenig brettern und schreien). Geht eigentlich ganz fix und nix ist gerissen. Hatte ich mir schwieriger vorgestellt.
Ich befestige zwei Streifen selbstklebende Kupferfolie auf beide Spulenlängsseiten und löte den Ein- und Ausgang des Drahtes auf jeweils eine Kupferfolie auf. An einem zweiten Lötpunkt auf den Streifen führe ich 2 Kabel zur Stirnseite und verdrille diese. Der Test mit dem Multimeter zeigt's: Durchgang, alles OK! Anschließend schraube ich die Polschrauben in die cremefarbenen Spulenkörper und drücke die Polepieces in die schwarzen Spulenkörper. Dann montiere ich das Ganze inklusive Magnet und Distanzstück auf die Grundplatte.
Ekki und T-Man helfen gerade den anderen und weil ich nicht weiß, wie's weitergeht, nehm' ich eine kurze Auszeit und werfe einen Blick von Ekki's PC aus auf meinen Posteingang und schreibe ein paar E-Mails. Gut, daß ich auf Formentera bin, daheim in der Firma ist gerade mächtig was zu tun. Hier geht's mir besser ;-).
 
Dann ist Pause. Jörg möchte erst was essen, so fahre ich schon mal alleine zum Sunsplash. Das tägliche Schwimmen seigt seine Wirkung: ich mache einen auf von Almsick und schwimme ca. 1km die Küste runter. Dann wandere ich am Strand zurück und lege mich pennen. Um halb sechs das Übliche.
In der Werkstatt angekommen, ein Schreck: Ekki's Bubinga 5-Saiter ist verschwunden, keiner weiß wo! Ganz große Sch...! Wir nehmen die ganze Werkstatt unter die Lupe, doch der Bass bleibt verschwunden. Ekki ist merklich betrübt. Eventuell hat jemand den Bass geklaut, nur wie und wann? Seit dem Jazz-Abend in San Francesc stand dieser in der Werkstatt. Wir vermuten, daß jemand in der Pause, als Ekki sich im Büro aufhielt, in die Werkstatt geschaut und den Bass hat mitgehen lassen. Mitgefühl und schlechte Stimmung bei allen . . .
Dann gibt's noch einmal Frontalunterricht in Sachen Halskunde. Ekki erklärt, wie das Halsprofil ausgeformt wird. Alle zeichnen die Halsform an. Dann sägt Ekki den Halsstöckel auf Dicke. Ich fräse das Griffbrett ab dem 23. Bund weg. Anschließend säge ich den Halsrücken auf der Bandsäge entsprechend der Kontur ab. Die Kopfplatte wird dann mit doppelseitigem Klebeband auf einer Trägerplatte geklebt und auf der Rückseite auf 15mm Dicke plangefräst. In einer weiteren Vorrichtung eingespannt, wird dann der Hals der Länge nach auf die entsprechende Dicke gefräst, am 1. Bund auf 21mm und auf Höhe des 21. Bundes auf 24,5mm. Ich fange an, die Halsübergänge zum Kopf und zum Stöckel zu verrunden. Dann haben wir auch schon viertel nach zehn.
Ich gehe mit Jörg in's Can-Forn. Jörg geht in die Falle, ich noch zu Felix. Dort treffe ich Ekki, der mit Felix den Verlust des geklauten Bass beklagt. Wir leisten Trauerarbeit. Ekki geht, ich bleibe, Hans kommt. Wir trinken und quatschen zusammen, bevor ich um drei Uhr gehe. Liege in der Kiste, und freue mich drauf, daß ich morgen warscheinlich ein anderes Zimmer bekomme.