Home  Gitarrenbau  Bildergalerie

Gitarrenbau auf Formentera 2003 - Tagebuch

Der vierzehnte Tag

Samstag, 20.09.2003
Oh Mann, geht's mir schleeeeecht! Werde um 10 Uhr wach. Irgend ein formenterensischer Imker hat diese Nacht seinen Bienenschwarm verloren und leider sind die Bienen alle in meine Birne gekrabbelt. Die scheinen sich dort nicht besonders wohl zu fühlen und brummen aufgeregt umher. Und irgendwer - muß ein Besucher der Fonda gewesen sein - hat sich einen Spaß daraus gemacht, das Hostal bei Morgengrauen zu kippen, mein Zimmer steht ganz schief . . .
So, um nun erstmal einen abgedroschenen Spruch rauszulassen: Wer saufen kann, der kann auch arbeiten! Die Geige muß fertig werden!
Ich raff' mich also auf, frühstücke und wanke um kurz vor elf runter zur Werkstatt. T-Man grinst mich an und sagt "Sach nix, wir wissen alles!". Muß Jörg gewesen sein, der ging als letzter vor mir ;-). Erstmal hinsetzen und das unausgewogene Gefühl im geforderten Körper mit Mineralwasser egalisieren. Osmosewirkung oder so. Ich schaue den anderen zu und komme langsam zu mir.
Irgendwann mache ich mich dann über den Hals her. Habe so meine Zweifel, ob dies der richtige Tag dafür ist! (Vor dem Halsshaping hatte ich neben den Griffbrettschleifen immer allergrößte Hochachtung.) Naja, ich bearbeite also den Hals zu Ende. Noch ein wenig raspeln und feilen. Zu guter letzt wird geschliffen, mit immer kleiner werdender Körnung. Raus kommt ein Sahne-Hals: leichtes V-Profil, nicht zu streng, genau wie ich es wollte. Geht doch . . .
 
(Möchte nicht, daß der Eindruck entsteht, daß Sahne-Hälse mit V-Profil sich nur ab einer bestimmten Menge Restalkohol shapen lassen. Kann dies aber auch andererseits nicht gänzlich ausschließen ...)
Dann steht das Fräsen der Halstasche an. T-Man und ich machen eine gute halbe Stunde mit der Vorrichtung rum, bis der Korpus richtig ausgerichtet ist. Ich such mir dann erstmal eine Einteiler-Bridge aus. Dementsprechend berechnet und lotet Ekki den Halswinkel aus. Nochmals wird die Schablone angepasst. Das überlasse ich gerne Ekki, ich würde heute bestimmt Murks bauen. Dann wird gefräst, geprüft, gefräst, nachgemessen, gefräst, gesteckt, bis der Hals quietschend paßgenau in den Korpus passt. Verlobung! Ich stecke die Teile zusammen, jetzt sieht's erstmalig nach 'ner ganzen Gitarre aus.
Es ist 16:00 Uhr geworden. Für mich ist heute Feierabend. Bin mit meiner Gitarre ziemlich weit. Die Kollegen wollen weitermachen, da ist noch Body-, bzw. Halsshaping, Binding oder sonstwas dran. Hab' eh' gerade ein Tief. Ich fahr' zum Strand, treffe Hans und Kathy, lege mich in den Sand, lasse die Bienen raus und frische Luft rein. Auf dem Rückweg werfe ich zusammen mit Hans um 19 Uhr einen Blick in die Werkstatt. Bis auf Manfred sind noch alle am arbeiten. Ich verabrede mich mit Hans und Jörg und wir gehen später zum Essen. Verabschiede mich früh, da ich ein wenig Schlaf nachholen muß. Nacht!